Im Jahr 2019 war Corona noch nur als Biermarke bekannt, und Home-Office war die Ausnahme. Die Regel lautete: Wenn du einen Arbeitsplatz hast, gehörst du ins Büro.
Als mein Geschäftspartner Christoph und ich die iits-consulting gründeten, war uns bereits klar, dass wir neue Wege beschreiten und die Art der Arbeit neu denken wollten. Aufgrund unserer umfangreichen Erfahrung mit internationalen Teams aus Indien und Vietnam entschieden wir uns für den Remote-First-Ansatz.
2025 ist Home-Office immer noch umstritten. Viele Unternehmen holen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro – oft mit fragwürdigen Begründungen. Elon Musk, bekannt für seine radikalen Meinungen, nannte Remote-Arbeit ein „moralisches und produktivitätsfeindliches Problem“.
Aber Moment mal – ist das wirklich so?
Warum erzielen Firmen wie GitLab oder Zapier – alles Remote-First-Unternehmen – Rekordgewinne?
Auch wir können in Bezug auf Moral und Produktivität beeindruckende Zahlen liefern:
- Moral: Unser Unternehmen erreicht einen Kununu-Score von 4,8/5, und 98 % unserer Mitarbeiter empfehlen uns als Arbeitgeber. Wir wurden mehrfach als bester Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet.
- Produktivität: Als erfolgreichstes IT-Dienstleistungsstartup Deutschlands gehören wir mit unserem Umsatz zu den Top 1 % der Unternehmen in Deutschland. Dies bereits 5 Jahre nach Betriebsgründung und ohne Venture Capital.
Daher kann man ohne Zweifel feststellen, dass Christoph und ich mit unserer Entscheidung für Remote-First auf dem richtigen Weg waren.
Doch wie gelangt man zu diesem Erfolg, und was unterscheidet Erfolgreiches von schlechtem Home-Office?
Erfolgreiches vs. schlechtes Home-Office
Um den Erfolg eines Home-Office-Konzepts zu bewerten, ist es wichtig, zwischen einem erfolgreichen und einem schlechten Ansatz zu unterscheiden. Der Unterschied zwischen diesen beiden Extremen ist enorm.
Wie erkenne ich schlechtes Home-Office?
Kurz: Wenn Mitarbeiter sich isoliert fühlen und die Unternehmenskultur leidet, fehlt das richtige Konzept.
Merkmale eines schlechten Home-Office-Konzepts
Bei einem schlechten Home-Office-Konzept wird oft Microsoft Teams als einziges Kommunikationsmedium eingesetzt. Meetings werden eingestellt, und es wird erwartet, dass die Mitarbeiter daran teilnehmen. Wenn kein Meeting stattfindet, sollen die Mitarbeiter ihre normalen Tätigkeiten nachgehen, ohne dass soziale Aspekte und Smalltalk gefördert werden. Dies kann zu einer Isolation der Mitarbeiter führen und die Teamdynamik negativ beeinflussen.
Merkmale eines erfolgreichen Home-Office-Konzepts
Ein erfolgreiches Home-Office-Konzept zielt darauf ab, von einer Meetingkultur wegzukommen und hin zu einem virtuellen Office-Konzept zu gelangen, wie in dem Screenshot oben gezeigt wird. Unter einem virtuellen Office verstehen wir ein Raumkonzept, ähnlich wie es von Discord bekannt ist, wo jeder Mitarbeiter sich in einem virtuellen Raum befindet. Wenn der Raum nicht abgeschlossen ist, kann jeder Mitarbeiter diesen Raum beitreten.
Das Ziel besteht darin, nicht isoliert zu Hause zu sitzen, sondern sich die meiste Zeit mit den anderen Teamkollegen in virtuellen Büroräumen zusammenzuarbeiten. Dies umfasst nicht nur die Zusammenarbeit an alltäglichen Aufgaben, sondern auch die Schaffung von Events, die den Teamspirit stärken.
Bei uns gibt es beispielsweise die folgenden Events:
- 🥐 Jeden Morgen ab 08:30 treffen sich oft die Mitarbeiter im Frühstücksfernsehen-Channel, der ähnlich wie die Kaffeemaschine im herkömmlichen Büro fungiert.
- 🍔 Jeden zweiten Mittwoch bezahlen wir allen Mitarbeitern das Mittagessen, und wir essen gemeinsam Mittag im virtuellen Lunchroom.
- 🧘 Jeden Donnerstag findet eine Online-Yogastunde statt.
- 🎮 Einmal im Monat gibt es eine Gaming Night, bei der wir gemeinsam Spiele spielen.
- ☕️ Jeden Freitag treffen sich alle Mitarbeiter zu einem halbstündigen “Kaffee und Kuchen”. Dabei werden die Mitarbeiter zufällig auf verschiedene Räume aufgeteilt, mit maximal 5 Mitarbeitern pro Raum. Somit treffen sich die Mitarbeiter auch außerhalb ihrer Projektteams und tauschen Ideen, Hobbys usw. mit anderen aus. Insbesondere für neue Mitarbeiter ist dies hervorragend, um sich zu vernetzen.
- 🏄♂️ Sporadisch finden immer Onsite-Events statt, bei denen sich jeder Mitarbeiter anschließen kann. Beispiele hierfür sind Teamtreffen, bei denen sich die Mitarbeiter eines Teams an einem Ort in Deutschland für einige Tage treffen, oder unternehmensweite Events wie Surfen im RheinRiff in Düsseldorf oder die End-of-Year-Party in Berlin im letzten Jahr.
- Viele weitere Aktivitäten
Erfolgreiches Home-Office braucht Mitbestimmung: Die besten Ideen kommen oft von den Mitarbeitern, nicht der Führungsebene.
Tooling
Nachdem das Home-Office-Konzept entwickelt und umgesetzt wurde, ist das Tooling der zweite wichtige Aspekt, der erst eine effektive Zusammenarbeit ermöglicht. Aus unserer Sicht sind die folgenden Features unverzichtbar:
- Raumprinzip : Virtuelle Räume sind entscheidend für den Erfolg. Die Software sollte nicht zu komplex oder verspielt sein, sondern ihren Zweck erfüllen. Eine Avatar-Technik, bei der man in einer Karte herumlaufen muss, davon kann ich nur abraten.
- Multiscreenshare : Jeder Mitarbeiter im virtuellen Raum sollte in der Lage sein, seinen Bildschirm zu teilen.
- Remotedesktop-Steuerung : Ich sollte in der Lage sein, über das Screensharing bei jemand anderem mitzuarbeiten.
- Einfache Nutzung : Die Benutzeroberfläche sollte einem Standard folgen und nicht überladen mit Elementen sein.
- Datenschutz und Datensicherheit : Ein sehr wichtiges Feature, das oft nicht beachtet wird. Es ist wichtig, genauer zu analysieren, wie sicher die Software ist und mit welchen Drittunternehmen die Software eure Daten teilt.
Unsere Lösung
Unser Favorit wäre zweifellos eine Business-Version von Discord. Allerdings ist dies aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen nicht möglich.
Zu Beginn unserer Firmengeschichte starteten wir mit dem Tool Whereby. Dieses Tool unterstützt jedoch nur einen virtuellen Raum und skaliert entsprechend nicht. Anschließend probierten wir Tools wie Gather oder Workadventure aus, merkten aber schnell, dass sie für die alltägliche Arbeit nicht geeignet sind. Bei einer Mitarbeiteranzahl von über 50 Mitarbeitern verliert man schnell den Überblick und verschwendet sehr viel Zeit, um eine Person zu finden, mit der man sprechen kann.
Schlussendlich entwickelten wir mit cendo.eu unser eigenes Tool, das wir für die Zusammenarbeit täglich nutzen. Dieses Tool ist auf einer deutschen Cloud (OpenTelekomCloud) gehostet und bietet alle Features, die wir benötigen.
Fazit
Nicht Home-Office, sondern „ein schlechtes Home-Office Konzept”, ist das Problem.
Unternehmen, die Mitarbeiter einfach „von Zuhause arbeiten lassen“ und sich dann wundern, warum die Kultur leidet, haben das Konzept nicht verstanden.
Unsere Erfahrungen mit Home-Office haben gezeigt, dass ein gut durchdachtes Home-Office Konzept und die richtigen Tools entscheidend für den Erfolg sind. Durch die Kombination von virtuellen Räumen, regelmäßigen Events und einer offenen Kommunikation konnten wir eine starke und produktive Teamkultur aufbauen. Wir sind überzeugt, dass unser Ansatz auch für andere Unternehmen geeignet ist und hoffen, dass unsere Erfahrungen als Inspiration dienen können, um die eigene Home-Office-Strategie zu entwickeln und zu verbessern.
Wenn ihr mehr über iits-consulting erfahren möchtet könnt ihr das hier tun oder schaut ab und zu in unserem Blog Bereich rein.